Das ist dann auch genug mit der Anstrengung, und wir fahren zurück in unser Dorf - quasi ohne einmal in die Pedale zu treten. Wir schlendern noch ein bisschen durch den Dorfkern (= eigentlich nur eine Straße mit Kopfsteinpflaster, gesäumt von kleinen alten Gebäuden mit Restaurants, Läden, Souvenirhändlern, Cafés), und entdecken dann auch unser Lieblingscafé: einen schicken Innenhof mit vielen Blumen! Genau das richtige für ein tolles Essen - und den besten Lava Cake ever! Was für ein entspannter Nachmittag in der Sonne! Und weil die Sonne hier oben doch etwas stärker ist als wir das gewöhnt, sind wir dann auch entsprechend kaputt - Zeit für ein gemütliches Bier auf unserer Terrasse, mit unschlagbarem Blick! Und wie es der Zufall so will, gibt's abends ein Lagerfeuer mit traditionellem Naxi-Tanz und chinesischem Barbecue im Innenhof unseres Guesthouses!
Der nächste Tag beginnt wie der vorherige: ziemlich perfekt in jeder Hinsicht! Und bei dem tollen Wetter muss dann doch ein Besuch im nahe gelegenen Shuhe sein! Lijiang sollten wir der Empfehlung unserer Unterkunft zufolge besser meiden - zu überlaufen, zu künstliche, zu viele chinesische Touristengruppen. Shuhe liegt gleich neben an, und ist mit dem Bus von Baisha aus in ein paar Stopps zu erreichen! Lilly und ich machen uns also auf den Weg - und im Vergleich zu Baisha ist auch Shuhe bereits ziemlich touristisch - zumindest vorbereitet auf die Anstürme! Aber wir scheinen Glück zu haben, es ist fast nichts los in den Gassen der Altstadt, wir sehen nur ganz wenige Touri-Gruppen! Dafür wird kräftig gebaut vor der Hauptsaison! Und mehr als genug Restaurants, Marktfrauen und Läden sind auf den Ansturm vorbereitet! Wir genießen die Ruhe und laufen durch die Gassen, vorbei an den Kanälen, bis wir dann deinen guten Yunnan-Kaffee genießen! So entspannt kann Sightseeing in China also sein…
Zurück in Baisha, organisieren wir noch die Weiterreise - der sehr hilfreiche Eigentümer unseres Guesthouses (Baisha Holiday Resort - sehr zu empfehlen! Und speziell auch auf westliche Individualtouristen fokussiert) organisiert uns Transport zum Bus, Bustickets, gibt uns Tipps für die weiteren Ziele - so wird vieles einfacher! Also fehlt nur noch die Kopfbedeckung für die nächsten Tage! Und der Tag kann ausklingen bei einem Sonnenuntergang auf unserer Terrasse und einem kühlen Bierchen!
Tigersprungschlucht
Nun ist der härteste Teil geschafft, und es geht über kleine Wege bergauf und bergab einige Kilometer weiter, immer wieder mit tollem Blick auf die Gipfel, aber auch runter in die tiefe Schlucht (und die Touristen-Aussichtsplattformen, wo sich die Busse sammeln). Endlich kommen wir dann auch zum ersten kleinen Dorf, und gönnen uns eine kurze Erfrischungspause - Staub abwaschen (oh ja, da ist eine gute Schicht auf der Haut!), Sonnencreme erneuern, Flüssigkeit tanken. Der weitere Weg führt uns relativ eben in Richtung Guesthouse, ein paar Ziegenherden treffen wir noch, und geniessen den Ausblick nach oben wie auch nach unten, denn rechts geht es schon teilweise sehr steil in die Tiefe Richtung Fluss! Und endlich sind wir da, beim Halfway Guesthouse auf 2400 m, unserer Übernachtungsgelegenheit! Ein kleines Paradies da oben und für die Verhältnisse, mit einer tollen Terrasse, Blick auf die Bergkette - und einem kühlen Bier. Wie passend zum Sonnenuntergang! Doch dann wird's auch Zeit für eine Dusche (so dreckig waren die Füsse in den Schuhen noch nie!), ein bisschen Hautpflege (oh ja, da haben wir ein bisschen Farbe bekommen!) und ein leckeres Abendessen! Und Zeit, kaputt ins Bett zu fallen nach dem doch etwas anstrengenden aber fantastischen Tag!
Aber das soll's noch nicht gewesen sein! Nach einer kurzen Pause starten wir zur nächsten Etappe, dieses Mal runter in die Schlucht! Weitere 3 Stunden liegen vor uns! Zuerst einmal geht's 45 Minuten bergab, auf gut präparierten Wegen/Steigen/Felsen/Treppenstufen. Wir haben Glück, nur vereinzelt sind die Touristen um diese Uhrzeit bereits unterwegs, aber es ist bereits wieder relativ warm. Und dann sind wir unten in der Schlucht, wo laut Legende irgendwann mal ein Tiger über die engste Stelle gesprungen ist (immerhin noch 25 m breit). Das Wasser rauscht mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Gewalt durch die engen Stellen der Schlucht, und wir genießen die Kühle hier unten - bevor wir uns an den anstrengend Aufstieg machen. Nun sind auch einige chinesische Getränkeverkäufer bereits unterwegs, und die Esel stehen im oberen Drittel als Aufstieghilfe bereit - schön aufgereiht auf jeder Stufe! Unten muss jeder selber über die Stufen und Leitern klettern! Aber auch hier wäre Abhilfe möglich, Sänften stehen bereit! ;-) Wir meistern das natürlich so - aber umso besser ist dann das "Gipfelbier"! Und die Dusche tut gut … bevor wir uns mit dem Bus auf den Weg weiter Richtung Norden machen…
Shangri-la
Wir brechen noch zu einer kurzen Tour durch den erhaltenen Teil der Altstadt auf - sehr viele kleine Geschäfte (ja, das wiederholt sich…ist in jeder Altstadt so), aber dann auch gleich im Anschluss die Neustadt mit den hässlichen Bauten und typisch chinesischem Gesicht - und einem ziemlich bizarren Gebäude, dass offensichtlich nur so breit ist wie ein Zimmer, eigentlich mehr eine Fassade, aber einige zig Meter lang! Na dann wieder zurück in die Altstadt, vorbei am Dorfplatz vor dem Tempel, wo der alltägliche "Volkstanz" stattfindet - zum allgemeinen Mitmachen - und auf die Suche nach was Essbarem! Uns wurde ein Inder empfohlen - und die Empfehlung war super! Klar, ist nicht gerade lokale Küche, aber etwas Abwechslung schadet ja nicht! Achja, und hatte ich erwähnt dass es hier oben ganz schön kalt ist?! Da mussten alle mitgebrachten Kleidungsschichten ihren Dienst erweisen…so 0 Grad nachts, 15 Grad tagsüber, wobei das mit der starken Sonne dann doch sehr angenehm warm war!
Der nächste Tag steht ganz im Zeichen von Tempelbesuchen! "Mini-Potala", wie das Kloster Songzanlin etwas außerhalb der Stadt auch genannt wird, wollen wir erkunden. Und ja, es sieht schon ein bisschen so aus, allerdings ist es natürlich kleiner - aber auf jeden Fall sehr sehenswert! Vor allem der Blick vom gegenüberliegenden Hügel ist beeindruckend! Wir erklimmen die Stufen, und besichtigen die einzelnen Tempelhallen - schon sehr sehenswert! Auch ein paar Mönche laufen uns über den Weg, und in einem etwas "untouristischeren" Tempel nehmen sie dann gerade ihr Mittagsmahl zu sich!
Zurück in der Stadt, laufen wir einen Teil durch die Neustadt zu Fuß - ein bisschen China-Erkundung für die drei Gäste ;-) Und natürlich schauen wir uns auch den Tempel vor unserer Haustür von innen an - an sich nicht sonderlich sehenswert, aber die größte Gebetsmühle steht hier, unübersehbar in Gold. Und wer stark genug ist (in der Gruppe), kann sie dann auch drehen! Ja, klar haben wir das auch versucht…und mit etwas Unterstützung dann auch geschafft! Was für ein Spaß für die Chinesen ;-) Und welche schöner Blick auf die Altstadt von hier oben!
So, und dann kommt das anstrengendste Abendessen, das ich je in China bestellt habe: es sollte Hotpot geben (quasi eine Art chinesisches Fondue), das wir am Vorabend entdeckt haben. Leider spricht niemand auch nur ein Wort englisch in dem Laden (und wie gesagt, ich nur sehr sehr wenig Chinesisch), und leider sind die Optionen für die Bestellung so kompliziert. Schlau wie wir sind, haben wir die eine Seite Menü schon am Tag vorher mitgenommen, und der Übersetzungs-App sei dank, zumindest ansatzweise übersetzt (Rindermagen bzw. alles mögliche vom Yak werden wir also hoffentlich vermeiden). So, wir sind also die ersten Gäste, was auch sehr gut ist, denn so hat die Bedienung mehr als genug Zeit, uns klar zu machen, wie das hier funktioniert. In kurz: es gibt 3 verschiedene Größen zu verschiedenen Preisen. Dann kann man sich die Art der Suppe aussuchen, scharf oder nicht. Dann gibt es Option A und B, A enthält quasi alles vom Yak, B hat Huhn, Fisch und noch paar andere Sachen. Und dann gibt's aber auch noch die Gemüse-Option. So, und dann kann man aber je nach Preis nur Teile der einzelnen Optionen auswählen, nämlich je nach Nummerierung. Alles klar? Also für uns am Ende (so 15 Minuten mit Händen und Füßen und paar Wörtern chinesisch von mir, und minutenlangen Erklärungen der Bedienung) dann ganz klar. Und das Wichtigste: es war ein super Abendessen! Und auf jeden Fall unvergesslich!
Dali
Und schon sind wir wieder auf dem Weg zum Bus - dank netter Leute besitzen wir dann auch gleich ein Ticket. Und weil wir noch etwas Zeit haben, war die Idee, vor dem Busbahnhof zu warten. Tja, schlechte Idee, wenn man 4 Ausländer ist, 2 mal blond, 1 mal rotblond, 1 mal lockiges Haar. Da waren natürlich sofort 10 oder 20 Chinesen vor Ort, die uns gerne irgendeine Tour andrehen wollten. Aber wir hatten dann schon unseren Spaß, die fanden das wiederum gut, dass wir (also ich) ein paar Brocken Chinesisch sprechen, und so hatten wir dann eine lustige Zeit. Phänomen: Ausländer plus ein paar Chinesen zieht unglaublich viele andere Chinesen an. Und so stand dann eben plötzlich eine Traube Chinesen um uns rum. Bis dann einer ein Foto wollte. Mit seinem iPad, aber bitteschön doch vor dem Eingang wo "Busstation" steht. Sag ich zum Spaß 20 RMB … sagen die anderen Chinesen: "pro Person" :D Natürlich hat er dann sein Foto bekommen, sind wir ja schon gewöhnt!
Dali ist auch seit vielen Jahren bei Backpackern bekannt und beliebt, und hat deswegen eine entsprechende Infrastruktur für Ausländer. Zum Beispiel super Frühstück, an einem Tisch in der Sonne in einer ruhigen Gasse. Oder eine Bäckerei, die einer deutschen gehört und super Brot, Kuchen, Eis, Frühstück, Kaffee…. hat! Super Urlaub für mich, und Christian stürzt sich derweil lieber in die Massen - China-Erfahrung sammeln, während ich mich davon erhole ;-) Aber klar erkunde ich dann mit Lilly auch etwas die Geschäfte und Straßen, die lokalen Gemüsemärkte (die einfach immer wieder genial sind), irgendwann treffen wir dann auch wieder auf Kathi, dann "finden" wir eine Kirche mitten in den engen Gassen! Und so viele tolle Cafés, so viele Restaurants, Teeläden, Kaffeeläden. Und dann wieder ein chinesischer Markt. Oder die ganzen Marktstände, die wegen der Feiertage da sind - plötzlich ein "Tattoostudio" neben dem anderen - Hygiene ist was anderes! Klar muss dann auch mal ein bisschen Teeprobe sein - und schon ist er gekauft! Dianhong Tee, roter Tee der speziell aus der Gegend kommt (und er ist auch lt. meinen Kollegen gut!!).
Kurze Stärkung bei der deutschen Bäckerin, und los geht's zum oberen Teil des Marktes! Pferde sehen wir keine, dafür aber Unmengen an Tee und Gewürzen in Jutesäcken, diverses Gemüse, und alles was der Chinese eben so braucht wenn er auf dem Markt einkaufen geht! Anscheinend kommen auch viele Händler aus Tibet und verkaufen hier ihre Heilmittelchen. Da einige Menschenmassen schon wieder weg sind am späten Nachmittag, ein super Erlebnis da durchzulaufen! Und er hört gar nicht mehr auf…
So, dann wird's aber jetzt auch endlich mal Zeit für Entspannung: bei einer guten Fuß- & Nacken- bzw. Körpermassage. Ah, wie toll! Und damit neigt sich der Urlaub eigentlich schon dem Ende zu…der letzte Abend ist angebrochen! Am nächsten Tag geht's nach einem Alpen-Frühstück (ratet mal wo) mit dem Bus in einer endlosen eigentlich 5-stündigen Fahrt, aber mit 2,5-stündigen Stau zurück nach Kunming - und mit ein bisschen Glück und einem schnellen Taxi-Fahrer erwische ich dann doch noch meinen Flieger zurück nach Shanghai - während für die anderen drei am nächsten Tag der Ausflug zu den Reisterrassen im Süden auf dem Programm steht!
Was für ein toller Urlaub - im wohl schönsten Teil Chinas! Sehr zu empfehlen…zur Einstimmung die Bilder auf Picasa!